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Ia. Wissenschafts-
und erkenntnistheoretische Grundlagen
Schöpfungstheorien in der
wissenschaftstheoretischen Kritik
2. Das naturalistische Prinzip in der
Wissenschaft
Über den Naturalismus und die wissenschaftlichen Probleme
übernatürlicher Metaphysiken
Da Schöpfungstheorien, wie wir im letzten Abschnitt gesehen haben, extern
inkonsistent, nicht durchgehend logisch widerlegbar sind und daher keinen
wissenschaftlichen Erklärungswert besitzen, müssen wir uns fragen,
inwieweit diese Eigenschaften mit der Metaphysik des
Übernatürlichen (der Ontologie des
Supernaturalismus) zu tun haben. Warum verbannt Wissenschaft mit anderen
Worten alle übernatürlichen Agentien aus der Erklärung und
geht ausschließlich von der natürlichen Beschreibbarkeit
der Welt (von der Ontologie des Naturalismus) aus?
2.1. Der Naturalismus als "religiöse Position"
Evolutionsgegner führen das methodologische (oft als Atheismus
verbrämte) Prinzip des Naturalismus meist auf eine "weltanschauliche
Motivation" zurück und koppeln es strikt von der
"naturwissenschaftlichen Ebene" ab. Damit soll zum Ausdruck gebracht
werden, daß der religiös motivierte "Supernaturalismus" (oder
Supranaturalismus) gleichberechtigt neben dem ontologischen Naturalismus
(der sich in einen Materialismus transformieren läßt) stünde.
Dazu schreibt beispielsweise SCHERER (ähnlich
JUNKER und SCHERER, 1998, S. 18; LÖNNIG, 2002):
"In der Tat sind Ursprung und Geschichte des Lebens
nicht ohne weltanschauliche Grenzüberschreitungen zu erforschen, doch
ist es nicht unser Verdienst, darauf als Erste hingewiesen zu haben (...)
Leider weigern sich einige Biologen
immer noch nachhaltig, diesen Sachverhalt zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe
den Eindruck, daß diese Weigerung zuweilen mit einer agnostischen oder
atheistischen weltanschaulichen Bindung zusammenhängt (...) Zuweilen
werden unsere Kinder in der Schule materialistisch geprägt - das geschieht
jedoch keineswegs nur im Biologieunterricht und hängt nach meiner Erfahrung
ohnehin stark von den individuellen Lehrern ab (...) Was aber eingefordert
werden muß, ist die weltanschauliche Neutralität des
Biologieunterrichtes an unseren staatlichen Schulen - und davon sind wir
meines Erachtens inzwischen weit entfernt."
(SCHERER, 2003)
Derartige Behauptungen sind jedoch nicht diskursfähig, denn hier wird
verschwiegen, daß es sich beim Naturalismus (bzw. Materialismus) -
so er nicht in einer starken, sondern in einer "weltimmanenten" Form vertreten
wird (vgl. MAHNER, 2002 b) - gar nicht um eine Aussage über
die Nicht-Existenz eines Schöpfers, sondern um eine metaphysische These
handelt, die ihre wissenschaftstheoretische Begründung hat. In diesem
Sinne ist nur der weltimmanente Naturalismus (ausschließlich um ihn
geht es uns hier) "weltanschaulich neutral". Denn er gewährleistet,
daß man überhaupt erst naturwissenschaftlich arbeiten kann:
Wissenschaft kann sich nur mit hypothetisierten Fakten befassen, deren
Existenz überprüfbar ist. Aber nur aus
Gesetzesaussagen lassen sich, wie wir im letzten Abschnitt
anhand von Beispielen gezeigt haben, ganz spezifische Folgerungen
ableiten, die man überprüfen kann.
Supernaturalistische Theorien postulieren jedoch übernatürliche
Wesenheiten (wie z.B. einen Schöpfer), die
Gesetzesaussagen wenigstens zum Teil durch den freien Willen
dieses Wesens ersetzen. Dieser Wille erlaubt es nicht mehr, bestimmte
Sachverhalte aus den supernaturalistischen Theorien zu schlußfolgern
und zu erklären. Kurzum:
"Der Naturalismus ist für die Wissenschaften
keine beliebige Setzung, sondern er wird gleichsam von deren methodologischen
Prinzipien erzwungen. Wissenschaftliche Hypothesen und Theorien sollen z.B.
überprüfbar sein. Überprüfbar ist aber nur das, mit dem
wir wenigstens indirekt interagieren können, und das, was sich
gesetzmäßig verhält. Übernatürliche Wesenheiten
entziehen sich hingegen unserem Zugriff und sind auch nicht an (zumindest
weltliche) Gesetzmäßigkeiten gebunden. Wissenschaftliche Theorien
sollen ferner Erklärungskraft besitzen, d.h., sie sollen nicht alles
erklären können, sondern nur genau, das, was erklärt werden
soll."
(MAHNER, 2002 b, S. 689)
Ganz anders verhält es sich mit naturalistischen Theorien, wie etwa
der Evolutionstheorie. Wie wir im letzten Abschnitt gesehen haben, gibt es
Szenarien, welche die Revision der DARWINschen Abstammungshypothese logisch
erzwingen würden; die Abstammungsthese kann nicht alles erklären.
Auch in der Mechanismusfrage ist der Darwinismus über sein
ursprüngliches Niveau hinausgewachsen, weil "logische Falsifikationen"
dessen Weiterentwicklung erzwungen haben.
2.2. Der Supernaturalismus als "Lückenbüßer" und
Hemmschuh wissenschaftlicher Forschung
Oder: Die "Wissenschaft vom intelligenten Design" und wie sie
funktioniert
Während nun aber der Naturwissenschaftler seine von einer Falsifikation
betroffenen, alles in allem aber wohlbestätigten Theorien nicht für
völlig falsch, sondern nur für unvollkommen hält und sie im
Sinne der Definition eines Forschungsprogramms gehaltsvermehrend
überarbeitet (v. DITFURTH, 1987; LAKATOS, 1974), halten
dies Evolutionsgegner immer dann für einen "unerlaubten
Immunisierungsversuch", wenn es sich in der Diskussion um die Evolutionstheorie
dreht. Auch historische Wissenslücken sowie das Ausstehen von
Detailerklärungen werden irrigerweise für ein Scheitern
naturalistischer (Ursprungs-) Theorien gehalten.
Betrachten wir aber die Wissenschaftsgeschichte, so zeigt sich, daß
in jedem Stadium der Forschung einige Beobachtungen noch nicht
gesetzmäßig erklärt werden konnten und können. Die Aufgabe
von Wissenschaft besteht ja gerade darin, den gesetzmäßig
erklärten Teil immer weiter auszudehnen. Immer dann, wenn in Ursprungsfragen
noch keine Erklärung zur Hand ist, wird von Supernaturalisten jedoch
das "Übernatürliche" ins Spiel gebracht und beispielsweise folgendes
behauptet:
"Soweit jemand auch bei der Ursprungsfrage (...)
als Erklärung in den Naturwissenschaften ausschließlich
physikochemische Gesetzmäßigkeiten gelten lassen will, wird er
sich angesichts der Tatsachen damit zufrieden geben müssen, dass die
Hauptfragen zur Entstehung der Lebensformen nach wie vor offen
sind." (1)
(LÖNNIG, 1991, S. 27)
Diese sattsam unter der Bezeichnung
"Lückenbüßer-Theologie"
(2) geläufige
"Erkenntnisstrategie" ist für die Wissenschaft fatal, denn sie
verunmöglicht jede Forschung am Detailproblem, ja es hätte seit
Anbeginn der Zeiten nichts mehr zu erforschen gegeben! Die Existenz
unvollständig beschriebener bzw. erklärter Sachverhalte ist
schließlich der Normalfall in empirischen Theorien, womit sich letztlich
alle wissenschaftlichen Theorien infragestellen und gegen einen "god of
gaps" eintauschen ließen!
Denken wir uns zur Illustration der Problematik einen Chemiker, der
aus bislang unerfindlichen Gründen in seinen Kunstsynthesen ein Produkt
erhielte, das er gar nicht erwartet hatte. Er muß also davon ausgehen,
daß er entweder in seinem Experiment einen Fehler begangen oder aber
seine Vorstellungen über den Reaktionsmechanismus zu revidieren hat.
Er findet die Lösung aber nicht. Also muß er weiterforschen und
immer neue Hilfshypothesen erstellen oder sogar die Vorstellungen über
die Mechanistik revolutionieren, um das Phänomen natürlich zu
erklären. Wenn er zur "Lösung" seiner "nach wie vor offenen
Hauptfragen" einfach behauptete, ein Schöpfer müsse in seine
Experimente eingreifen, sieht jeder ein, daß dieser Schluß nicht
diskursfähig ist, weil er nicht widerlegt werden kann, Forschung unterbindet
und nichts erklärt. Kreationisten fordern angesichts
bestehender Probleme in der kausalen Evolutionsforschung laufend derartige
Schlüsse und meinen, damit eine wissenschaftliche Erklärung geliefert
zu haben. Dadurch unterlaufen sie jedoch alle notwendigen Anforderungen an
einen sinnvollen Diskurs.
SHERMER hat die Situation, in der sich die Befürworter einer
"supernaturalistischen Wissenschaft" befinden, in einer noch deutlicheren
(wenn auch recht harschen) Art auf den Punkt gebracht, wobei er über
die Wissenschaftlichkeit der "Intelligent-Design-Theorie" (ID-Theorie)
nachdenkt:
"Wenn wir einmal annehmen (obwohl wir nicht sehen,
dass das stimmt), dass ID tatsächlich eine Reihe von biochemischen
Komponenten so zusammenlagerte, dass [ein Bakterium] sich mit einer Geißel
fortbewegt (so lautet deren einziges bekanntes Beispiel (...), wollen sie
wirklich nicht wissen, wie ID das gemacht hat? Jeder Naturwissenschaftler,
der etwas taugt, möchte das wissen (...) Aber die ID-Anhänger
behaupten, dass sie sich nicht darum kümmern, wie ID das machte. Alles,
was zählt, ist, dass Er (oder Sie oder Es) das machte. 'ID funktioniert
auf wundersame Weise'. Was für eine bemerkenswert unwissenschaftliche
Haltung. Was für ein erstaunlicher Mangel an Neugier über die Welt.
(...) Okay, lasst uns die Regeln ändern. Erlauben wir methodologischen
Supranaturalismus in der Wissenschaft. Wie sollte das aussehen? Wie sollte
das funktionieren? (...) Nach ihren eigenen Angaben machen sie keine Aussagen
über die Natur von ID und werden das auch nicht tun. Sie wollen nur
sagen: 'ID machte das'. Das erinnert mich an den klassischen Cartoon von
Sidney Harris, in dem zwei Wissenschaftler vor einer Tafel stehen, die mit
Gleichungen vollgeschrieben ist. Eine Lücke in der Reihe der Berechnungen
ist mit der Erklärung 'Dann geschieht ein Wunder'
ausgefüllt."
(SHERMER, 2000, S. 23 f. - ins Deutsche
übersetzt von TW)
Angesichts der Behauptung, daß die Evolutionstheorie die Entstehung
komplexer Organe, wie etwa der Saugfalle des gemeinen Wasserschlauchs
Utricularia vulgaris (vgl. Kapitel Ib.3), (noch)
nicht im Detail zu erklären in der Lage sei, ist man also versucht den
Gegner zu bitten, uns im Rahmen solcher Beispiele den Erklärungs(mehr)wert
der Schöpfungstheorie zu demonstrieren. Dabei stellt sich, wie SHERMER
gezeigt hat, eben heraus, daß die Schöpferhypothese bzw.
Intelligent Design-Theorie noch weitaus schlechter dasteht als die
Evolutionstheorie, denn deren einzige "Erklärung" lautet, der
Schöpfer habe die anatomischen Merkmale eben auf irgendeine mysteriöse
Weise erschaffen. Die offenen Fragen der Evolutionstheorie, die
regelmäßig zur Begründung der Intelligent Design-Theorie
herhalten müssen, werden also nicht beantwortet, sondern samt und sonders
in ein unerforschliches Mysterium hineinverschoben!
Wer sich mit solchen "Erklärungen" intellektuell zufriedengibt, der
kann der Evolutionstheorie keine mangelnde Erklärungskraft vorhalten,
denn wir könnten es uns ebenso einfach machen, alle Kausalforschung
beiseite lassen und einfach behaupten: "Die Evolution hat die anatomischen
Merkmale eben auf mysteriöse Weise hervorgebracht". Ungeachtet offener
Fragen ist der Evolutionsforscher aber weiter, denn er kann auf der Basis
des Naturalismus prüfbare Gesetzesaussagen bzw.
mechanismische Vorstellungen entwickeln und daraus testbare
Evolutionsszenarien gewinnen. Da das Übernatürliche aber jenseits
innerweltlicher Prinzipien liegt, ist eine supernaturalistisch geprägte
Wissenschaft (wenn es sie gäbe) aber nicht in der Lage, eine ausgearbeitete
mechanismische Theorie zu präsentieren oder auch nur ansatzweise an
dem Problem zu forschen. Vor diesem Hintergrund überraschen die immer
gleichlautenden Behauptungen der Antievolutionisten, der Naturalismus sei
eine dem Supernaturalismus gleichwertige "Weltanschauung" oder
verkörpere eine "religiöse Prämisse" (JUNKER
und SCHERER, 1998, S. 18 und 20).
Es gibt übrigens noch einen weiteren Grund, warum der Naturalismus nicht
als ontologisches, dem Supernaturalismus gleichwertiges Dogma ausgewiesen
werden kann: Nicht nur naturalistische Theorien, sondern auch die Axiome
des Naturalismus selbst sind - im Gegensatz zum Supernaturalismus -
grundsätzlich revidierbar (KANITSCHEIDER, 1999; 2000).
Denn wenn die Welt nicht gesetzesmäßig beschreibbar wäre,
dann wäre der Naturalismus auch keine wissenschaftlich tragfähige
Ontologie und müßte verworfen werden
(3). Eine ähnliche Möglichkeit
zur Prüfung transnaturaler Entitäten gibt es dagegen nicht, denn
auch das "Herrschen" von Gesetzen, schließt Schöpfung nicht
grundsätzlich aus.
2.3. Die logischen Irrtümer der Supernaturalisten
Ungeachtet aller Probleme wird im Antievolutionismus natürlich am
"supernaturalistischen Prinzip" festgehalten und durch die Kritik am
"Paradigma Makroevolution" die Hoffnung verbunden, die
schöpfungstheoretische Überzeugungen - wenn nicht beweisen, so
doch zumindest "plausibler" machen. Auch JUNKER und SCHERER (1998) halten
dies für eine wichtige Argumentation:
"Sollten sich (...) mit fortschreitender biologischer
Forschung die Fälle mehren, die durch Evolution nicht
erklärbar zu sein scheinen, wäre die Message-Theorie
immer besser begründet. Es war ein
wesentliches Ziel (...) dieses Buches, zu dieser
Diskussion beizutragen."
(JUNKER und SCHERER, 1998, S.
297)
Auch ReMine (der den Status seiner "Intelligent-Design-Theorie" -
in Ermangelung theorieimmanenter Prognose- und Testmöglichkeiten
- weitestgehend nur vom Erklärungswert der Evolutionstheorie abhängig
macht) deutet die angebliche Unfähigkeit, die Entstehung der "Muster
des Lebens" natürlich zu erklären, sogleich als Hinweis auf die
Existenz eines einzigen (!) absichtsvoll schaffenden Designers
(ähnlich KAHLE, 1999, S. 158):
"For example, mimicry, mutualism, symbiotic
relationships, and convergences unite the system of life into a unified whole.
Darwin was able to see this unity even though he had no knowledge of the
universalities at the biochemical level. This is one unified system of life;
attributable to only one designer."
(REMINE, 1993, S. 361)
Solche Behauptungen entbehren aber der logischen Grundlage.
Keine wissenschaftliche Theorie wird und kann dadurch begründet werden,
daß man eine konkurrierende Theorie aus dem Felde schlägt (das
Umgekehrte ist der Fall). Denn logisch vorstellbar wären außer
Evolution auch noch viele andere Alternativen; Schöpfung ist nicht die
einzige logisch-attraktive Denkmöglichkeit (MAHNER,
1989, S. 35). Auch die Evolutionsbiologen halten
die fehlende Erklärungskraft der Schöpfungsthese nicht für
eine Begründung der Deszendenzhypothese, sondern müssen ihre Aussagen
hypothetisch schlußfolgernd untermauern.
Der logische Kardinalfehler, aus der vermeintlichen Falschheit der allgemeinen
Evolutionstheorie auf die Glaubhaftigkeit einer Schöpfungstheorie (oft
noch dazu auf die Plausibilität eines ganz bestimmten
Schöpfungsmodells oder, wie ReMINE dies tut, auf die Existenz eines
einzigen Schöpfers!) zu schließen, zieht sich wie ein roter Faden
durch die Argumentation im Antievolutionismus, und so wird der Versuch
unternommen, unter Rekurs auf faktische und wissenschaftstheoretische
Erklärungen, die historischen Aspekte der Evolutionstheorie auf das
Niveau einer unwissenschaftlichen Spekulation herunterzudrücken oder
die Abstammungshypothese sogar insgesamt als widerlegt zu erachten
(vgl. z.B. LÖNNIG, 1991).
Wir wollen uns daher in den nächsten Abschnitten dieses Kapitels
der wissenschaftstheoretischen Kritik an der
Evolutionslehre zuwenden und analysieren, welche Argumentation von Kreationisten
zum Zwecke der Destruktion der Abstammungshypothese genutzt wird. Das Ziel
ist es festzustellen, ob die antievolutionistische Methodologie
wissenschaftsphilosophisch gerechtfertigt werden kann oder ob sie sich uns
als wissenschaftlich unbrauchbar und widersprüchlich
entbirgt.
________________________________________
Fußnoten:
(1) Wäre die Wissenschaft gewillt, LÖNNIGs Argument
ernst zu nehmen, hätte man sich schon vor 500 Jahren mit der Auffassung
zufriedengeben müssen, daß sich in einem Gewitter der Zorn Gottes
manifestiert. Denn selbstverständlich waren alle naturalistischen
"Hauptfragen" zur Physik eines Unwetters "noch offen".
Der Leser mag sich selbst die Frage beantworten, ob unter der Dominanz eines
derartigen Wissenschaftsverständnisses jemals die Theorie des
Elektromagnetismus - oder irgend eine andere erklärungsmächtige
Theorie - entwickelt worden wäre.
(2) Selbstredend wird
im Zuge des wissenschaftlichen Fortschritts die Wirkungssphäre
des "god of gaps" zunehmend kleiner, das Übernatürliche
als Erklärungsgrund in steigendem Maße überflüssig.
Heute wird auf die Notwendigkeit, Beobachtungen als Folge der Intervention
eines Schöpfers zu verstehen, bestenfalls noch im Rahmen der Frage nach
dem Ursprung des Universums oder solch komplexer Strukturen wie Biosystemen,
verwiesen. Doch auch hier ist der Kreator noch in Gefahr, da die
vereinheitlichten Theorien der Quantengravitation sowie die Systemtheorien
der Evolution die heute noch herrschenden Erklärungsprobleme naturalistisch
überbrücken könnten.
(3) Die
Vorstellungen der Kreationisten darüber, unter welchen Voraussetzungen
der Naturalismus verworfen werden müßte, sind allerdings kaum
akzeptabel. Eine Aufgabe naturalistischer Vorstellungen wäre erst dann
geboten, wenn wir in einer Welt lebten, in der sich Phänomene nicht
mehr gesetzmäßig beschreiben und systematisch ordnen ließen,
in der sich Dinge völlig chaotisch und nicht nicht einmal mehr
statistisch berechenbar verhielten. In einer solchen Welt
müßte es, salopp formuliert, zugehen wie im "Trickfilm". Allenfalls
unter solchen Voraussetzungen könnte man über die Existenz einer
übernatürlichen Wesenheit spekulieren.
Zweite, völlig neubearbeitete Fassung, (c) 15.01.2002
Last
update:
15.01.02
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(c) M. Neukamm,
30.08.2000